Vernetzungstreffen in Dresden

Ende des Jahres stand das erste Vernetzungstreffen für nah:dran an. In Kooperation mit der YouMeCon | kompakt ging es für unser Vernetzungstreffen nach Dresden. Unter dem Schirmthema „Pressefreiheit“ konnten unsere Teilnehmer*innen verschiedenste Workshops besuchen, bei Panel-Diskussionen Expert*innen aus der Medienwelt zuhören und in Q&As Fragen stellen. Darüber hinaus gab es viel Raum, mit anderen Jugendlichen aus den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands ins Gespräch zu kommen und sich über die journalistischen Möglichkeiten und regionalspezifische Besonderheiten vor Ort auszutauschen.

Ria war Teil unserer ersten mobilen Jugendredaktion in Altenburg. „Das Schlechteste, was passieren kann, ist, dass ich was lerne“, lacht Ria. Die Altenburgerin studiert Medienkommunikation in Leipzig, sucht aber auch außerhalb der Uni gerne nach spannenden journalistischen Perspektiven und Lernmöglichkeiten.

Das erste Vernetzungstreffen findet in Dresden statt, einer der wenigen Großstädte in Ostdeutschland, in denen eine breite Medienlandschaft vertreten ist. Basti, ein Teilnehmer aus Freiberg in Sachsen, findet jedoch, dass es mehr mediale Vielfalt in Ostdeutschland, insbesondere außerhalb der Großstädte braucht: „In Regionen wie Ostdeutschland gibt es ein größeres Misstrauen gegenüber Medien – und oft ist das sogar legitim, weil sich viele Menschen nicht abgebildet fühlen.“ Teilnehmerin Ronja kommt aus Georgenthal, einem kleinen Ort in Thüringen. Sie kennt das Problem: „Die Menschen hier haben manchmal eine kleine Welt, und ihre Welt endet schnell am Ortsschild. Gleichzeitig haben sie das Gefühl, von der Welt vergessen zu sein – und eigentlich sollte Journalismus dafür sorgen, dass Menschen sich gesehen fühlen.“

Basti ist einer der Teilnehmer*innen, die bereits journalistisch aktiv sind und seine Fähigkeiten auf der Veranstaltung ausbauen will. Gerade der Workshop zu Investigativjournalismus hat ihn interessiert: „Im investigativen Bereich habe ich spannende Tools kennengelernt, die meine zukünftige Recherche erleichtern werden.“ Auch Ria hat sich für diesen Workshop angemeldet und berichtet begeistert: „Investigativrecherche beginnt schon viel früher, als ich dachte. Ich dachte immer, das ist so das oberste, tiefe Eindringen in irgendeinem Bereich. Aber es fängt eigentlich schon bei der Hintergrundrecherche an“

Die Bandbreite der Workshops auf dem Vernetzungstreffen ist groß: Vom Ausbau journalistischer Grundlagen über digitale Sicherheit und Quellenschutz, bis hin zu einem Demotraining der Deutschen Journalist*innen-Union (DJU) ist für alle etwas dabei.

„Ich finde Journalismus wahnsinnig spannend und kann mir gut vorstellen, später in diese Richtung zu gehen“, erzählt Henni aus Chemnitz. Auch sie hat an einer unserer Jugendredaktionen teilgenommen ist bereits selbst u.A. bei der Freien Presse journalistisch aktiv und schreibt regelmäßig Artikel. Sie ist vor allem hier, um sich mit anderen Teilnehmer*innen und Medienschaffenden zu vernetzen, nimmt hier aber auch noch einige Praxistipps mit: „Im Workshop zur Interviewführung habe ich neue Fragetechniken gelernt und wir durften uns sogar selbst ausprobieren.“

Teilnehmer Dat wohnt selber in Dresden. Er mochte an dem Interview-Workshop besonders den Praxisbezug: „Wir haben eine Pressekonferenz mit einem Landtagsabgeordneten simuliert – das war extrem spannend und eine besondere Erfahrung.“

Aber auch die wachsende Einschränkung der Pressefreiheit beschäftigt die Teilnehmer*innen: „Das Thema der Pressefreiheit ist besonders aktuell, da wir sehen, dass sie immer weiter angegriffen wird“, erklärt Teilnehmer Jakob, „Bei Demos gab es sehr viele Übergriffe auf Medienschaffende – sowohl von staatlichen Behörden als auch von Demonstrierenden.“

Für Ronja bedeutet Pressefreiheit auch, dass Medien von einer größeren gesellschaftlichen Bandbreite geschaffen werden und mehr Themen abgedeckt werden, die insbesondere die Zukunft junger Menschen betreffen: „Journalismus sollte Menschen jedes Alters und jeder Schicht – überhaupt alle Menschen – berühren und abdecken. Wenn wir über Wehrpflicht, Deutschlandjahr oder Klimakatastrophe reden, werden junge Menschen viel zu selten gefragt.“

Dat wünscht sich vor allem mehr regionalen Fokus: „Regionale Nachrichten könnten besser abgedeckt sein – das betrifft mich im Alltag einfach direkter.“ Leider kämpfen lokale Medien immer mehr mit schwindender Leser*innenschaft und fehlenden Geldern. Das berichtet auch Luisa Zenker von der Sächsischen Zeitung während des Auftakt-Panels am Freitag.

Doch nicht nur räumlich muss Journalismus inklusiver werden. Ria merkt an, dass oft der Zugang zu Nachrichten für Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen erschwert ist: „Inklusiver Journalismus, Barrierefreiheit, Barrierearmut – das ist so eine Sache, die fehlt mir.“

Denn der Rat, den Basti jungen Menschen in seinem Alter mitgeben will, sollten alle befolgen: „Isoliert euch nicht. Kommt ins Gespräch über das, was in der Welt passiert – Journalismus kann ein Anstoß dafür sein.“